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Praxisfälle: Seltener Augenwurm entdeckt

 

 

Die hier dargestellten Bilder stammen von der 9 jährigen Hündin Kessy. Der Hund wurde uns im Oktober 2018 mit tränenden Augen vorgestellt.

Bei der Augenuntersuchung war keine Entzündung des Auges feststellbar. Allerdings machten wir eine interessante Entdeckung als es darum ging auszuschließen dass sich hinter dem 3. Augenlid ein Fremdkörper befindet. Nach Eintropfen eines lokalen Betäubungsmittels in das Auge und Umklappen des 3. Augenlides, um dessen Rückseite zu sehen, kamen dünne weiße fadenartige lebende „Spaghetti“ zum Vorschein, welche sich in der Tränenflüssigkeit bewegten. Das 3. Augenlid war deutlich gerötet.

Wir waren alle sehr erstaunt, doch nun zu den Fakten:

Die weißen „Spaghetti“ waren sogenannte orientalische Augenwürmer.

Der orientalische Augenwurm oder Thelazia callipaeda wurde erstmals 2009 in Deutschland beschrieben. Bisher beschränkte sich sein Vorkommen aber überwiegend auf die südlich an Deutschland grenzenden Länder (Italien, Schweiz, Frankreich). Weiterhin kommt er im fernen Osten (China, Japan, Russland und Indien) vor.

Das Besondere an diesem Fadenwurm ist die mögliche Übertragung auf den Menschen. Als Überträger fungiert in solchen Fällen eine Fruchtfliege. Diese Fruchtfliege trinkt Tränenflüssigkeit infizierter Tiere und nimmt so die Larven (L1-Stadium) auf. Diese Larven entwickeln sich in der Fliege weiter zum L3-Stadium und werden dann über die Mundwerkzeuge der Fruchtfliege beim Trinken der Tränenflüssigkeit auf den Endwirt übertragen. Im Endwirt entwickeln sie sich weiter zum erwachsenen 1,5 cm langen Wurm.

Diesen erwachsenen Wurm haben wir nun bei Kessy entdeckt und in Bild und Film festgehalten. Die Besitzer von Kessy waren geschockt, zumal der Wurm natürlich auch auf Menschen übertragbar ist.

Zum Verhängnis wurde Ihnen wahrscheinlich der Italienurlaub mit Hund 3 Monate zuvor. Da es für uns das „erste Mal“ zur Bekanntschaft mit diesem Wurm kam, informierten wir uns über zur Verfügung stehende Behandlungsmöglichkeiten. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch kein zugelassenes Präparat bekannt. Wir entschieden uns für eine Therapie mit Milbemycinoxim in Tablettenform als 2malige Gabe im Abstand von einer Woche und einer zeitgleichen manuellen Entfernung der erwachsenen Würmer mit Q-Tips und Augenspülungen mit Kochsalzlösung. 4 Wochen nach diesen Behandlungen stellte uns die Besitzerin Kessy zur Kontrolle vor, um sicher zu gehen dass kein erwachsener Wurm mehr nachweisbar ist. Erfreulicherweise war unsere Behandlung erfolgreich und Kessy ab diesem Zeitpunkt symptomfrei.

Inzwischen gibt es auch zur Therapie des Augenwurmes zugelassene Präparate als Tablette oder in Form eines Spot Ons zum Aufträufeln auf die Haut.

Wir sind sehr stolz, diesen für uns seltenen und spannenden Fall in diesem beeindruckenden Video festgehalten zu haben.